Startseite Themen Brennpunkt INNOVATIONSPREIS-IT IT-Bestenliste INDUSTRIEPREIS INDUSTRIE-Bestenliste TrafficGenerator
INNOVATIONSPREIS-IT 2017

Drucken TOP-THEMEN

22.06.2017 - Fachartikel - Kultur / Gesellschaft

Festival AlpenKlassik Bad Reichenhall

Konzerte und Meisterkurse täglich - Violinistin Ana Chumachenco im Interview

Ana Chumachenco mit Stipendiaten (foto: Aumiller) - Festival AlpenKlassik Bad Reichenhall
(Initiative Mittelstand)

Festival AlpenKlassik Bad Reichenhall

Konzerte und Meisterkurse täglich live erleben

25. August bis 2. September

 

Unterrichten ist Aufgabe, Erfüllung und Freude

  • Ana Chumachenco leitet bei der International Summer School wieder die Violinklasse
  • Konzerte mit Orchester sind großer Anreiz für Studenten und die Violinistin selbst.

 

Bad Reichenhall. Die renommierte Violinistin Ana Chumachenco, im italienischen Padua geboren, ist ukrainischer Abstammung und in Argentinien aufgewachsen. Als 17-Jährige kehrte sie nach Europa zurück und gewann Preise bei den internationalen Wettbewerben in London und

Brüssel. Sie trat als Solistin ebenso auf wie als Kammermusikerin. Über 20 Jahre lang bildete sie

zusammen mit ihrem Ehemann, dem Bratscher Oscar Lysy und dem Cellisten Walter Nothas das

renommierte „Münchner Streichrio“. 1988 begann sie ihre Lehrtätigkeit an der Münchner

Musikhochschule. Außerdem gibt sie zahlreiche Meisterkurse, ist Jury-Mitglied bei angesehenen

Violin- Wettbewerben und Professorin der Kronberg Academy Masters.

 

Im Gespräch gibt sie Auskunft über ihre Unterrichtstätigkeit und die Vorzüge der Bad Reichenhaller Summer School.

Frau Chumachenco, wie sehen Sie die Bedeutung der Alpenklassik Summer School?

Chumachenco: Ich finde die Reichenhaller Woche wunderbar. Es ist großartig, dass die

Münchner Musikhochschule damit eine Sommerakademie hat. Das ist ungemein bereichernd,

weil wir so lange Semesterferien haben und somit die Festwoche mittendrin sehr wichtig ist für

die Studenten. Ich nehme meistens Studenten der Münchner Hochschule, weniger diejenigen

aus meiner Klasse, sondern andere, die in meiner Klasse nicht mehr Platz hatten und somit bei

der Sommerakademie die Gelegenheit bekommen, mit mir zu arbeiten.

 

Welchen Stellenwert geben Sie der Kombination der Meisterklassen mit dem hiesigen Orchester

im Hinblick auf die Unterrichtsgestaltung?

Chumachenco: Die Möglichkeit, mit Orchester spielen zu können, selbst wenn es nur ein

kleines Stück oder ein Satz ist, ist enorm wichtig für die Studenten. Diese Möglichkeit gibt es

nicht oft. Nur sehr wenige Meisterkurse haben auch ein Orchester verfügbar. Die

Konzertauftritte sind phänomenal und auch ein großer Anreiz für die Studenten, weil sie das

anderswo kaum haben können. Hier spielen fast alle im Konzert. Bad Reichenhall hat viele

Vorzüge und so komme ich sehr gerne hierher und nehme auch meinen Mann mit. Auch er

genießt den Aufenthalt in dieser wunderbaren Gegend. Ich finde vor allem, dass die Woche so

gut geführt und organisiert ist, wir sind wie eine Familie. Für mich ist dieses Ambiente sehr

wichtig. Ich gebe sehr viele Meisterkurse und darunter sehr renommierte, aber es sind nicht

immer die besten Voraussetzungen im Umfeld für gute Arbeitsbedingungen.

 

Bedeutet es Freude oder Doppelbelastung für Sie, neben dem Unterrichten auch selbst Konzerte

zu spielen?

Chumachenco: Keinesfalls Belastung, Unterrichten ist für mich Erfüllung und Freude, aber

Unterrichten allein ist nicht genug. Man muss auch selbst alles auf der Bühne aufführen können.

Unterrichten braucht auch eine gewisse Begabung. Ich sehe es als meine Aufgabe an, weil ich es

vermitteln kann und auch die Autorität und Erfahrung habe, sodass die jungen Leute wissen,

dass sie mir und meiner Einschätzung vertrauen können.

 

 

Kann man in einer Woche effiziente Ergebnisse erreichen?

Chumachenco: Eine Woche ist sinnvoll und reicht. Eine viel längere Dauer würde nicht besser

sein, weil man viele neue Ideen und Anregungen gibt, die dann Zeit brauchen zum Erarbeiten.

Es geht darum, neue Türen zu öffnen, technisch und musikalisch neue Möglichkeiten

aufzuzeigen. Die Studenten brauchen danach Zeit, auszuprobieren, was sie im Kurs erfahren

haben. Aber in dieser einen Woche möchte ich die Studenten drei- bis viermal hintereinander

sehen. Es ist ein konzentriertes Arbeiten, das danach weiterentwickelt werden muss.

 

Heute wird ja so viel Wert auf das Jungsein zum Beginnen auf renommierten Bühnen und

Konzertpodien gelegt. Wie stehen Sie dazu? Ist der Besuch von Meisterklassen eine Art

Startpunkt für die jungen Geiger?

Chumachenco: Meisterkurse sind oft Orientierungspunkte für die Teilnehmer. Manche

kommen zu den Kursen und denken, sie hätten bereits eine Karriere gestartet, aber dann muss ich

sie auf die Erde zurückholen, damit sie wissen, wo sie stehen und was ihnen noch fehlt. Heute

wird man so leicht verführt von Karriereversprechen und Äußerlichkeiten. Viele Eltern sehen

zwar die Begabung, wollen nur das Beste und haben den Ehrgeiz für einen raschen Start, wissen

aber nicht, dass auch die Begabung Zeit zum Entwickeln und Reifen braucht. Man kann es nicht

voraussagen, wann es konkret zum Karrierestart kommt. Manchmal geht es plötzlich, dann muss

man bereit sein. Aber jeder junge Mensch, der eine Karriere anstrebt, hat eine unterschiedliche

Zeit. Manche können früh anfangen wie zum Beispiel Julia Fischer oder Arabella Steinbacher.

Aber ich glaube nicht daran, dass man nur dann Karriere macht, wenn man sehr jung anfängt.

Beginnt jemand zu früh und kommt dann schnell der große Sprung, ist er möglicherweise noch

nicht genügend bereit, auch repertoiremäßig nicht. Dann wird er nach kurzer Zeit wieder

verschwinden. Bei meinen Studenten ist es nicht wie bei einem Rennen, wo es nur darum geht,

wer schneller ans Ziel kommt. Jeder entwickelt unterschiedlich seine Art von Begabung und

seine ganz eigene Persönlichkeit. Mir ist das sehr wichtig. Ich habe nie ein System gehabt, habe

keine Fabrik, sondern achte immer darauf, dass ich individuell auf den Einzelnen eingehe und er

die Zeit zur Entwicklung bekommt, die er braucht.

 

TIPP: Die Meisterkurse finden täglich im Königlichen Kurhaus statt und sind für Besucher frei zugänglich.

Die Details entnehmen Sie den dort ausgehängten Unterrichtsplänen. Eintritt frei.

 

 

Foto: Ana Chumachenco mit einigen ihrer Stipendiaten (Bild und Text: Elisabeth Aumiller)

Kartenvorverkauf Festival AlpenKlassik: +49 (0)8651 606-0, E-Mail: vorverkauf@bad-reichenhall.de

https://www.bad-reichenhall.com/de/festtage-aktuelles/festival-alpenklassik-bad-reichenhall/

Social Media