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05.06.2025

Barrierefreiheit im Browser testen

Ein Vergleich von Accessibility-Tools

Astrid Angermann
Astrid Angermann

Augsburg, 05.06.2025 (PresseBox) - Barrierefreiheit gewinnt in der Webentwicklung weiter an Bedeutung – nicht zuletzt durch gesetzliche Vorgaben wie das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das im Juni dieses Jahrs in Kraft tritt.

Accessibility-Tools analysieren Webseiten auf potenzielle Barrieren, die die Nutzung der Seite für Menschen mit Behinderung erschweren. Dafür nutzen die Tools regelbasierte Prüfmechanismen, die den DOM der Webseite und gezielt nach Verstößen gegen WCAG-Kriterien überprüfen – beispielsweise fehlende Alternativtexte, unzureichende Farbkontraste oder unklare Aria-Attribute.

Für identifizierte Probleme bieten sie weiter Vorschläge und Lösungsmöglichkeiten und verlinken dabei häufig auf eine passende Dokumentation oder Anleitungen. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf vier gängigere, im Browser verfügbare Accessibility-Tools: Google Lighthouse, Firefox Accessibility, WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool)und Accessibility Insights und beleuchten ihre Stärken und Schwächen.

Google Lighthouse

Seit 2016 ist Google Lighthouse ist ein in Chrome integriertes Tool zur Webseitenanalyse und bietet neben Web Accessibility auch Auswertungen zu Performance, SEO (Search Engine Optimization) und anderen Best Practices an.

Besonderheiten:

Übersichtliche Darstellung von Accessibility-Problemen als Liste mit Screenshot des betroffenen Elementes

Exportfunktion für Berichte (in JSON oder HTML)

Existiert auch als node module und kann so in die CI-/CD-Pipeline eingebunden werden

Einschränkungen:

Kein Fokus- oder Tastaturverhalten simulierbar

Probleme werden nicht auf der Webseite gehighlighted

Kein Sprung in den DOM möglich

Keine konkreten Lösungsvorschläge

Firefox Accessibility

Auch Firefox bietet seit 2018 ein eigenes Accessibility-Tool direkt in den Developer Tools an. Firefox legt den Fokus auf eine visuelle und strukturierte Analyse direkt im DOM und ist damit besonders gut für Entwickler:innen geeignet.

Besonderheiten:

Strukturierte Aufbereitung der problematischen DOM-Elemente als Baum und Informationen zu betroffenen DOM-Elementen

Zugänglichkeitsbaum kann als JSON exportiert werden

Einschränkung auf einzelne Problemtypen möglich

Simulierung von Sehbinderungen wie rot/grün-Schwäche möglich

Einschränkungen:

Keine Exportfunktion für Berichte

Keine konkreten Lösungsvorschläge

Keine Integration in CI/CD-Pipelines

WAVE (Web Accessibility Evaluation Tool)

WAVE ist ein bekanntes Browser-Tool zur Barrierefreiheitsprüfung von Webseiten und wird von WebAIM (Web Accessibility In Mind) entwickelt – einer Organisation mit langer Tradition in der digitalen Inklusion. WAVE ist seit 2001 online verfügbar, wird bis heute aktiv gepflegt und weiterentwickelt und steht als Browser Extension in allen gängigeren Browsern zur Verfügung.

Besonderheiten:

Visualisierung von Problemen direkt auf der Webseite über Farbcodes und Icons

Problembeschreibung und Lösungsansätze im Tool

DOM-Sprungfunktion

ARIA, Webseiten-Struktur und Navigationsreihenfolge als eigene Bereiche einsehbar

Einschränkungen:

Überladung durch viele Icons und Farben die das UI-Design brechen

Ein Seitenwechsel beendet die Extension automatisch

Lange Ladezeiten

Reporting erst ab der kostenpflichtigen Standalone Version

Accessibility Insights

Accessibility Insights wurde von Microsoft entwickelt und ist seit 2019 als Chrome- und Edge-Extension verfügbar. Aufgrund seines Aufbaus ist es ein wertvolles Tool nicht nur für Entwickler:innen, sondern auch für Tester:innen oder das Projektverantwortliche im Management.

Besonderheiten:

Unterschiedliche Detailgrade bei der Barrierefreiheits-Evaluierung

Ausführliche Schritt-für-Schritt-Tests mit visueller Rückmeldung auf der Webseite

Kompakte Problembeschreibung und Lösungsvorschläge direkt im Tool mit Referenz

Reporting und direktes Ticketing (in Azure DevOps sowie Github) möglich

Einschränkungen:

Fokus liegt bisher klar auf dem Microsoft-Kosmos (Ticketing und Einbindung in die Build-Pipeline)

Fazit

Accessibility-Tools erkennen viele typische Fehler zuverlässig, und helfen dabei, Webseiten systematisch auf Barrierefreiheit zu prüfen. Sie stoßen jedoch an ihre Grenzen, wo es um Kontext, Nutzerverhalten oder komplexe Interaktionen geht. Daher ersetzt keins der vorgestellten Tools aktuell eine menschliche manuelle Prüfung der Barrierefreiheit der eigenen Webseite.

Aus den vorgestellten Tools empfehlen wir Accessibility Insights.  Es kombiniert die Stärken der anderen Tools mit nur wenig Schwächen. Dank seiner klar strukturierten, umfangreichen und angeleiteten manuellen Tests ist es ein hervorragender Begleiter für Barrierefreiheits-Beauftragte und Entwickler:innen und bietet auch Einsteiger:innen im Bereich Barrierefreiheit eine gute Anleitung, um alle WCAG-Standards zu erfüllen.

Ausblick

Es ist zu erwarten, dass sich die hier vorgestellten Tools künftig weiterentwickeln – sowohl in der automatischen Erkennung komplexer Barrieren als auch bei der Integration in bestehende Entwicklungsprozesse über CI-/CD-Pipelines oder Ticketing-Systeme wie Jira. Gleichzeitig werden Assistenzsysteme wie Screenreader und Sprachausgaben immer leistungsfähiger werden, nicht zuletzt durch den Einsatz von KI-Modellen, die bereits jetzt in Sprachverarbeitung große Fortschritte machen.

Astrid Angermann

… ist seit 2019 als Fullstack-Entwicklerin in verschiedenen Projekten unterwegs und unterstützt die SHI seit 2024. Dabei durfte sie bereits vielfältige technische und fachliche Herausforderungen meistern – von komplexer Backend-Logik bis hin zu benutzerfreundlichen Web-UIs. Besonders am Herzen liegen ihr Software-Qualität und Clean Code.

https://shi-gmbh.com/wissen/blog/technologie-softwareentwicklung/barrierefreiheit-im-browser-testen-vergleich-accessibility-tools/

 

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Zuständigkeitsbereich: Head of Sales

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