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INNOVATIONSPREIS-IT 2017

Interviewreihe

11.05.2016 - Open Source

Der Personal Data Locker: lebenslanges Lernen

Die Sicher-im-Inter.net eG wurde mit ihrem Produkt Personal Data Locker Sieger beim diesjährigen INNOVATIONSPREIS-IT 2016 in der Kategorie Open Source. Der PDL soll den Lernenden ganz individuell fördern. Die Redaktion der Initiative Mittelstand hat sich das Produkt einmal genauer angeschaut:

Ihr Produkt ist Sieger beim INNOVATIONSPREIS-IT 2016. Können Sie uns Ihre Lösung in drei prägnanten Sätzen beschreiben?
Der Personal Data Locker (PDL) ist ein zentraler Baustein einer persönlichen Lernumgebung und somit Voraussetzung für die datensichere und verifizierbare Dokumentation des lebenslangen Lernens. Im PDL werden alle Lerndaten aus ganz unterschiedlichen Systemen aufgezeichnet und können von da aus – unter vollständiger Kontrolle des Lernenden – auch wieder ausgegeben werden. Damit diese Entwicklung größtmögliche Verbreitung findet und damit den maximalen Nutzen für die Lernenden entfaltet, haben wir das Projekt als Open Source entwickelt und zur Verfügung gestellt.

Was ist aus Ihrer Sicht das Innovative an Ihrer IT-Lösung?
Der Personal Data Locker (PDL) ist vor der Initiative von uns nachweislich nur ein „möglicher“ Bestandteil der Experience API (xAPI = Schnittstelle für umfangreiche Learning Analytics) gewesen. Lebenslanges Lernen mit der Hilfe von xAPI-fähigen Anwendungen erlaubt eine nie dagewesene Fülle von Möglichkeiten, den Einzelnen individuell zu fördern und auf jedem Lernweg optimal zu begleiten. Dadurch dass wir unseren PDL als Open Source zur Verfügung stellen kann sich jeder Anbieter / jede Institution eigene PDL-Angebote „bauen“. Es gibt also objektiv keinen Grund Daten zu vermeiden oder zu vernichten – sinnvollen Learning Analytics Angeboten und auch der Dokumentation von Lernlebensläufen steht nichts mehr im Wege.

Warum braucht ein Unternehmen eine Lösung wie Ihre und welche Vorteile bietet sie mittelständischen Unternehmen?
Lebenslanges Lernen findet nach dem 70:20:10 Modell zu überwiegenden Teilen nicht im betrieblichen Kontext statt. Die Ergebnisse dieser Lernanstrengungen kommen aber durchaus dem Unternehmen zugute. Mit dem PDL können Lernende auch ihre informellen Lernaktivitäten erfassen und dem Unternehmen gegenüber verifizierbar dokumentieren. Der PDL kann zudem die Daten des Lernenden schützen und damit Anforderungen von Gesetz und Betriebsrats-Vorgaben Genüge tun. Mit der Anwendung des PDL werden für manche Angebote überhaupt erst wirtschaftliche Lösungen möglich, da diese Lösungen vorher aus Datenschutzgründen eigentlich hätten verboten werden müssen. Eine Investition in Lösungen, die jederzeit Gefahr laufen von Datenschützern, Betriebsräten oder der Politik verboten zu werden sind einfach nicht nachhaltig wirtschaftlich und werden insofern auch nur halbherzig weiterentwickelt. Eine durch den PDL dann mögliche Lösung ist das xAPI Reporting. Dieses wird bereits heute für die Optimierung von Prozessen in CRM und ERP eingesetzt. Proprietäre Systeme und Software können durch die xAPI ergänzt und Daten in Echtzeit zur „just-in-time“-Optimierung liefern. Ein großer Vorteil der xAPI ist die elektronische verifizierte Aufzeichnung von Aktivitäten, die weit über das klassische e-Learning hinausgehen und erhobene Datensätze innerhalb xAPI-fähiger Systeme wiederverwendbar macht.

Wie lange dauerte die Entwicklung Ihrer innovativen Lösung und planen Sie weitere Optimierungsmaßnahmen?
Die Entwicklung des PDL in der Form wie wir ihn zur Verfügung stellen hat mehr als ein Jahr intensiver Entwicklungsarbeit und Erprobung gedauert. Die Entwicklung solch komplexer Systeme ist nie abgeschlossen. Dadurch dass wir den PDL aber als Open Source zur Verfügung stellen können sich unendlich viele Entwickler und Programmierer an der weiteren Optimierung beteiligen. Der Personal Data Locker wird momentan mit Unterstützung von ProfitBricks.de (Infrastructure as a Service Anbieter aus Deutschland, der öffentliche Pilot- und Evaluierungsprojekte fördert) weiteren Praxistests unterzogen und ist auch schon in etlichen realen Anwendungen eingebunden. Optimierungen ergeben sich durch die Anforderungen der Anwender. Als Beispiel wäre da die Integration von Migranten in den deutschen Arbeitsmarkt zu nennen. Aktuell arbeiten wir an einer Ergänzung zum PDL, mit der Migranten ihre Kompetenzen und Fähigkeiten verifizierbar belegen können, da deutsche Berufsabschlüsse ja logischerweise nicht in den Herkunftsländern absolviert werden konnten, die Fähigkeiten und Kompetenzen aber durchaus vorhanden sind.

Wie wichtig ist für Sie die Teilnahme an Wettbewerben wie dem INNOVATIONSPREIS-IT und was bedeutet ein solcher Preis für Ihr Unternehmen und Ihre Arbeit?
Für uns ist neben dem Feedback der Anwender so ein Preis die wichtigste Bestätigung der tatsächlichen Notwendigkeit solcher Innovationen. Die hochkarätige Jury sieht Innovationen wie die unsere ja vor allem auch von einer fachlich hoch kompetenten und zusätzlich auch aus praktischer Sicht, da ja nicht nur Wissenschaftler, sondern auch Unternehmer in der Jury sitzen. Insofern stellt so ein Preis eine ganz besondere Wertschätzung unserer Bemühungen um innovative und hochwertige Lösungen dar. Und das motiviert natürlich unser gesamtes Team weiter an innovativen Lösungen zu arbeiten.

Welche Rolle spielt das Thema „Innovation“ Ihrer Meinung nach für den Mittelstand?
Der Mittelstand lebt von Innovationen, denn diese sind der Motor für kontinuierliche Entwicklung. Ohne Innovationen kommt der Motor zum Stillstand. Der Mittelstand ist der Motor des Arbeitsmarktes in Deutschland. So gesehen leben wir hier in Deutschland davon, dass es Unternehmer gibt, die Innovationen entwickeln und Unternehmer gibt, die Innovationen auch einsetzen.

Wie schafft es Ihr Unternehmen, dauerhaft innovativ zu bleiben? Wie sieht Ihre Zukunftsplanung aus?
Wir hören auf die Ideen, Anforderungen und Bedürfnisse unserer Kunden. Wir haben als internationales Unternehmen außerdem den Vorteil, dass wir in mehr als einem Kulturkreis leben und sehr viele unterschiedliche Lebens- und Arbeitswelten in unseren Produkten und Innovationen vereinen können. Ein Blick über den Tellerrand hinaus öffnet den Geist und schafft Raum für Innovationen.

In Zukunft werden wir weiterhin an Ideen und Lösungen arbeiten, die sich mit lebenslangem Lernen, persönlichen Lernumgebungen, BIG Data, Learning Analytics, der kognitiven Suche und Analyse von BIG Data und OER beschäftigen. Wir arbeiten in Konsortien und Gremien mit, die genau zu diesen Themen die Entwicklung (nicht nur in Deutschland) voranbringen. Hier sehen wir für die nächsten Jahre noch sehr viel Potential.