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INDUSTRIEPREIS

Interviewreihe

15.01.2016 - Experten-Interview

Experten-Interview INDUSTRIEPREIS 2016

Prof. Dr. Dirk H. Hartel ist Professor an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Nach seiner mehrjährigen Tätigkeit als Partner einer Unternehmensberatung im Bereich Management und Supply-Chain-Management-Consulting, leitet er den Studiengang BWL-Dienstleistungsmanagement in Stuttgart. 2016 ist er Jurymitglied für den INDUSTRIEPREIS.

Sie sind Mitglied in der Fachjury des INDUSTRIEPREIS 2016. Was zeichnet Sie dafür besonders aus?
Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ist die erste und einzige staatliche duale, d.h. praxisintegrierende Hochschule in Deutschland. Sie wurde am 1. März 2009 gegründet und führt das seit über 40 Jahren erfolgreiche duale Modell der früheren Berufsakademie Baden-Württemberg fort. Als Studiengangsleiter und Professor für Supply Chain Management und Logistik arbeite ich eng mit unseren Dualen Partnern aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistung zusammen. Auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse und im Rahmen der kooperativen Forschung suchen wir z.B. gemeinsam Antworten auf aktuelle Fragestellungen entlang der unternehmensübergreifenden Lieferkette.

Was bedeutet für Sie „Fortschritt“?
Fortschritt bedeutet für mich, dass ein Mehrwert für Kunden, aber auch für die Gesellschaft geschaffen wird, den es vorher noch nicht gab. Schon Ferdinand von Steinbeis stellte fest: „Ihr müsst auf Innovationen und Menschen setzen!“.

Welche Voraussetzungen sollte eine Lösung oder ein Unternehmen erfüllen, um dauerhaft zu den Vorreitern der Industrie zu gehören?
An erster Stelle wären hier kompetente und motivierte Führungskräfte und Mitarbeiter zu nennen. Darüber hinaus ist es aber auch bedeutsam, sich in einem entsprechenden innovationsförderlichen Umfeld zu bewegen. Dazu zählen nicht nur leistungsfähige Lieferanten, starke Wettbewerber und anspruchsvolle Kunden, sondern auch Staat, Gesellschaft und praxisorientierte Hochschulen.

Welche Rolle spielt „Fortschritt“ Ihrer Meinung nach für den industriellen Mittelstand?
„Stillstand ist Rückschritt“ – der deutsche Mittelstand zeichnet sich durch Innovationskraft und Flexibilität aus, aber auch eine enge Orientierung an Kundenbedürfnissen. Andererseits herrscht im Mittelstand auch intensiver Wettbewerb zwischen den zahlreichen Anbietern. Ein Beispiel: Es gibt laut Bundesvereinigung Logistik (BVL) 60.000 Logistik-Unternehmen – alleine in Deutschland. Wer dabei auf Fortschritt verzichtet, wird daher früher oder später in der Masse der Logistiker vom Markt verschwinden.

Was ist aus Ihrer Sicht der Trend, der in den nächsten Jahren die Industrie und mittelständische Unternehmen am meisten beeinflussen wird?
Die Digitalisierung der industriellen Wertschöpfungskette (Industrie 4.0) wird einen wesentlichen Fortschrittstreiber darstellen, davon gehen die meisten aktuellen Studien aus. Im Wesentlichen geht es dabei, die Trennung zwischen dem traditionellen Gewerbe und der Informations- und Kommunikationsbranche zu durchbrechen. Allerdings wird Industrie 4.0 von Großunternehmen derzeit noch höher eingestuft als von KMU. Dies wird aber vermutlich nur eine Frage der Zeit sein. Spätestens dann, wenn Fortschritt (im Sinne von Kundenmehrwert) auf breiter Anwendungsebene zum Einsatz kommt, wird die Eigendynamik steigen, zumal es sich hier nicht um ein industriezweigspezifisches Thema handelt.