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17.12.2015 - Fachartikel - Beruf / Bildung / Jobs

Gibt es eine Trendwende bei den Geburten?

Die Stimmung in Deutschland verdüstert sich. Eine Mehrheit der Deutschen blickt eher mit...

Logo - Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V
(Initiative Mittelstand)

Die Stimmung in Deutschland verdüstert sich. Eine Mehrheit der Deutschen blickt eher mit Sorgen als mit Zuversicht ins neue Jahr, von einer Rückkehr der „German Angst“ spricht die Gesellschaft für Konsumforschung. Das Institut für Demoskopie Allensbach hat beobachtet, dass in den letzten Monaten der Optimismus so „plötzlich und erdrutschartig“ verfiel, wie „es in der ganzen Nachkriegszeit nur sechsmal zu beobachten war, zuletzt bei Ausbruch der Finanzmarktkrise und den New Yorker Anschlägen vom 11. September 2001“. Das hat natürlich mit der Flüchtlingskrise und den Terroranschlägen in Paris zu tun, auch wenn die Politik sich müht, die Bürger zu beruhigen. Aber die Wir-schaffen-das-Rhetorik überzeugt nicht, sondern klingt eher wie das Pfeifen im Wald, das mit der Angst des umherirrenden Wanderers umso lauter wird.


In dieser wenig adventlichen Stimmung wird nach Lichtblicken gesucht. Da kommt die Nachricht des Statistischen Bundesamtes gerade recht, dass 2014 mit 1,47 Kindern pro Frau die höchste Geburtenrate seit der Wiedervereinigung erreicht wurde. Das ist zwar weit entfernt vom Generationenersatz (2,1) und auch von den 1,7 Kindern pro Frau, die das Bundesfamilienministerium 2005 zum „mittelfristigen“ Ziel seiner Familienpolitik erkoren hatte. Der Anspruch die Geburtenrate zu steigern, sollte damals dazu dienen, „konservative“ CDU-Politikern für die neue, „nachhaltig“ genannte Familienpolitik zu gewinnen, die das Leitbild der vollerwerbstätigen Mutter durchsetzen wollte. Ihre Kernbausteine waren und sind das Elterngeld und die „Krippenoffensive“ sowie der Ausbau von Ganztagsbetreuung. Als die Geburtenraten trotz dieses Paradigmenwechsels jahrelang stagnierten, war von mehr Geburten nicht mehr die Rede. Es wurde sogar behauptet, dass eine höhere Geburtenrate angeblich nie ein Ziel der Politik gewesen sei, die man nun, neben der Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit, insbesondere mit der Förderung von Kindern begründete, zu der die Familien nicht in der Lage seien.


Nun scheint die Geburtenentwicklung den Paradigmenwechsel zu bestätigen, auch in der Wissenschaft wird die Vereinbarkeit von Beruf und Familie als positiver Faktor dieser Entwicklung angesehen. Für die Interpretation spricht, dass die Geburtenzahlen in den neuen Bundesländern mit der hohen Betreuungsdichte über denen in Westdeutschland liegen. Dabei wird im Westen die Geburtenrate noch stärker durch Ausländerinnen angehoben, die mit 1,86 Kindern wesentlich höhere Geburtenraten aufweisen als die deutschen Frauen (1,42 Kinder). Generell sind die Geburtenraten ausländischer Frauen wesentlich, um den jüngsten statistischen Anstieg der Geburtenraten zu verstehen: Die Auswertungen des Zensus 2011 haben ergeben, dass die Geburtenraten der Ausländerinnen deutlich unterschätzt wurden, was Folgen für die Gesamtgeburtenrate hatte. Für das Jahr 2011 musste die Geburtenrate deshalb von 1,36 auf 1,39 hochgesetzt werden. Für die Vergangenheit vor 2011 wurde die Korrektur aber nicht vorgenommen, die Geburtenraten vor 2011 sind daher (sehr wahrscheinlich) unterschätzt und dadurch erscheinen die Geburtenraten ab 2011 relativ hoch.


Unbeschadet davon bleibt der Anstieg der Geburtenrate seit 2011 (von 1,39 auf 1,47) beachtlich. Ist damit eine Trendwende erreicht? Eine solche Wende prophezeiten Optimisten schon vor Jahren, weil zwischen 2002 und 2008 in vielen Industrieländern (allerdings nicht in Deutschland) steigende Geburtenraten zu verzeichnen waren. Mit der Finanzkrise endete dieser Trend, besonders in Spanien und Portugal; mit Zeitverzögerung auch in Griechenland, brachen die Geburtenraten ein. Auch in nordischen Ländern wie Finnland und Dänemark gab es in den letzten Jahren deutliche Geburtenrückgänge – die Meldungen von einem Comeback der Babies (Science 2009) hatten sich als voreilig erwiesen. Fazit: Wirtschaftliche und politische Krisen schaffen Unsicherheit. Das ist schlecht für Familienplanung, die Verlässlichkeit braucht. Dank ihres wachsenden Arbeitsmarktes hatten es die Deutschen da jahrelang besser als z. B. die Spanier, und das war auch für die Geburtenrate vorteilhaft. Aber eine Trendwende ist damit noch lange nicht geschafft.



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