Startseite Themen Brennpunkt INNOVATIONSPREIS-IT IT-Bestenliste INDUSTRIEPREIS INDUSTRIE-Bestenliste TrafficGenerator
INNOVATIONSPREIS-IT 2017

Drucken
Mittelstandspresse

31.10.2013

Cittadino übernimmt das DooH-Netz der Telekom

 

Cittadino Logo
Cittadino Logo

Düsseldorf, 31.10.2013 (PresseBox) - Zum ersten Oktober 2013 hat der Düsseldorfer Digital Signage Anbieter Cittadino die Digital Signage Netze der Telekom übernommen. Der Hersteller der Digital Signage Software picturemachine wird künftig Betrieb und Vermarktung übernehmen.

Seit einigen Jahren tauchen vermehrt großformatige Bildschirme an öffentlichen Orten auf - an Flughäfen und Bahnhöfen, in Supermärkten und Tankstellen. Millionen pendeln jeden Tag an diesen digitalen Litfaßsäulen und Plakatwänden vorbei. Eine attraktive Zielgruppe für die Werbeindustrie. Digital Signage (DS) - deutsch etwa digitale Beschilderung - oder Digital-out-of-Home (DooH) heißen die technischen Schlagworte hinter den Installationen. Viele der Bildschirme arbeiten vernetzt und zeigen Programme, die aus Information und Werbung bestehen. Hinter den Netzwerken stehen Betreibergesellschaften, die nicht nur die Inhalte aufspielen und die Wartung übernehmen, sondern die sich auch mit der Vermarktung der Bildschirme befassen.

"Die Telekom hat ausgezeichnete DS-Netze, die gut im Markt eingeführt sind", sagt Franz-Josef Medam. Der Gründer und Geschäftsführer des Digital Signage Pioniers Cittadino weiß wovon er spricht. Kürzlich hat er einen Vertrag mit der Telekom abgeschlossen: Sein Unternehmen übernimmt die Digital Signage Netze, die der Telekommunikationsanbieter seit 2007 unter dem Namen NetContact betreibt und vermarktet.

Mit rund 5.500 Großbildschirmen war Telekom DooH der viertgrößte Anbieter digitaler Signage Netze in Deutschland. Zu den mehr als 1.900 Standorten der Monitore zählen die wichtigsten deutschen Flughäfen aber auch Lotto-Annahmestellen, Rewe Supermärkte, verschiedene Einkaufszentren aber auch die Lanxess Arena in Köln. Mit 50 Millionen Brutto-Kontakten pro Woche ist das Netz ein echtes Schwergewicht im Markt.

Mit der Übernahme schließt Cittadino - bislang ein mittelständisches Softwareunternehmen und Pionier im DS-Markt - in die Riege der Top-Betreiber auf. Was für die riesige Telekom ein kleiner Bereich war, ist für Medams Cittadino ein hochattraktives neues Geschäftsfeld. Wir sprachen mit Cittadino-Gründer Franz-Josef Medam über Hintergründe und Einzelheiten der Übernahme.

Frage: Gegen die Telekom ist die Cittadino ein kleiner Laden. Wie kommt so eine Übernahme unter sehr ungleichen Partnern zustande?

Franz-Josef Medam: Wir sind ein mittelständische Unternehmen. Die Telekom ist ein Großkonzern. Aber wir kennen uns schon sehr lang und sehr gut. Seit 2003 arbeiten wir mit der Telekom zusammen. Beim Aufbau der DS-Netze waren wir wesentlich beteiligt und auf den meisten Netzen läuft unsere Software picturemachine. Warum die Telekom sich am Ende für den Verkauf des Bereichs entschieden hat, darüber könnte ich nur spekulieren. Da habe ich keinen Einblick in die Interna. Es gab bei der Telekom über die Jahre immer wieder die Diskussion, ob es sinnvoll für einen Großkonzern ist, ein DS-Netz selbst zu betreiben und zu vermarkten. Letztlich hat diese Diskussion wohl zum Verkauf und so zur Übernahme von Telekom DooH durch Cittadino geführt.

Frage: Was bedeutet, dass Sie mit der Cittadino die DS-Netz übernommen haben konkret? Haben Sie eine Abteilung mit ex-Telekom Mitarbeitern jetzt bei sich in Düsseldorf?

Medam: Wir haben von der Telekom die Netze übernommen. Konkret sieht das so aus, dass der Betrieb der Netze über unsere Server erfolgt. Wir betreiben eine eigene Serverfarm, die in hochsicheren Rechenzentren untergebracht ist. Mitarbeiter haben wir von der Telekom nicht übernommen. Das wäre für uns auch nicht sinnvoll. Die Cittadino ist ein Unternehmen, das auf Partnerschaften setzt. Wir müssen nicht alles selber machen.

Frage: Wenn am Hamburger Flughafen zum Beispiel ein Monitor ausfällt...

Medam: Wenn ein Monitor zum Beispiel am Hamburger Flughafen ausfällt, dann kommt ein Servicetechniker eines Partnerunternehmens und repariert ihn. Der Service ist heute schon über Partnerunternehmen geregelt. An dieser Stelle verändert sich nur der direkte Kontakt und dadurch begründet eine schnellere Umsetzung.

Frage: Und wie ist das bei der Werbung? Stellt die Cittadino jetzt eine Armee von Vertriebsmitarbeitern ein?

Medam: Nein. Wir werden nicht selbst vermarkten. Auch hier werden wir partnerschaftlich arbeiten. Wenn Sie heute mit großen Werbetreibenden sprechen, zum Beispiel mit Markenartiklern, dann geht da ohne deren Lead- und Mediaagenturen gar nichts. Wir haben weder die Kapazitäten noch den Ehrgeiz, die Agenturen zu umgehen. Ein solcher Ansatz kann nicht funktionieren. Wir haben bereits mit etlichen Agenturen und Spezialmittlern über unsere Akquisition gesprochen. Die Unternehmen sind sehr offen, weil wir es auch sind. Und sie danken es uns mit Buchungen. Wenn uns Interessenten anrufen und Werbeplatz kaufen möchten, werden wir sie an unsere Partneragenturen vermitteln. Aus diesem Ansatz ergeben sich Möglichkeiten, die bislang in der DooH-Branche noch gar nicht gesehen wurden: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Fluggast im Laufe seiner Reise auch an einem Bahnhof landet, ist gar nicht so gering. Es kann für Agenturen durchaus sinnvoll sein, Kampagnen zu schnüren, die Flughäfen und Bahnhöfe adressiert. Auch hier sind wir für Partnerschaften mit anderen DS-Netzbetreibern offen.

Frage: Planen Sie, die Netze unter Cittadino-Regie inhaltlich weiterzuentwickeln?

Medam: Wir haben für alle Netze Konzepte geschrieben. Es ist wichtig, dass wir unseren Werbepartnern interessante Umfelder schaffen und die Netze branden und mit einer Aussage versehen. DS-Netze funktionieren ähnlich wie Zeitschriften. Zeitschriften stehen für eine Aussage oder eine Ausrichtung, für etwas was die Leser mögen. Bei den DooH-Netzen finde ich heute wenig, was die Betrachter mögen können, wenig, wofür die Netze stehen oder gesehen werden. Nur wenn ein Netz nicht eine willkürliche Ansammlung unterschiedlicher Inhalte ist, sondern eine inhaltliche Linie verfolgt, bietet es seinen Werbekunden ein interessantes Umfeld.

Frage: Für die Cittadino ändern sich die Ausrichtung und das Geschäftsmodell. Wie kann ein mittelständisches Unternehmen eine solche Veränderung bewältigen?

Medam: Wir sind in einem Nischenmarkt aktiv, den wir als einer der Pioniere seit vielen Jahren mit gestaltet und definiert haben. Im Lauf der Jahre haben wir unsere Ausrichtung häufig geändert und den Anforderungen des Marktes angepasst. Aber Sie haben schon Recht. Trivial ist das nicht. Eine solche Übernahme muss vorbereitet sein, sonst kann sie nicht funktionieren. Im vergangenen Jahr haben wir uns intensiv mit dem Markt und unserer Ausrichtung befasst. Dabei haben wir drei Dinge gelernt: Erstens ist mit Digital Signage Software allein kein Geld zu verdienen. Zweitens wird sich das Projektgeschäft, das den DS-Markt noch immer dominiert, in Zeiten des Cloud Computing verändern. Das ist nur in Teilen eine technische Herausforderung. Es betrifft auch die Unternehmenskultur, Tools und Prozesse. Heute arbeiten wir verteilt - viele Kollegen nutzen Home-Office-Regelungen und erzielen besseren Output was Quantität aber auch Qualität betrifft. Wichtig ist, dass die Kommunikation nicht abreißt.

Frage: Und die dritte Erkenntnis?

Medam: Dass Betrieb und Vermarktung von DS- und DooH-Netzen interessante Geschäftsfeld für uns sind. Denn wenn wir uns wie andere um die immergleichen Themen drehen, werden wir als DS-Pionier austauschbar. Weil wir schon lange mit der Telekom arbeiten und auch lange verhandelt haben, hatten wir genug Zeit, uns auf das neue Geschäftsfeld vorzubereiten. So konnten wir auch sicherstellen, dass die gut eingeführten Plattformen in guten Händen landen. Das war der Telekom sehr wichtig.

Frage: Mit dem neuen Geschäft verändert sich die Cittadino. Was bleibt vom "alten" Unternehmen noch übrig?

Medam: Wir entwickeln uns weiter aber werden die angestammten Bereiche nicht aufgeben. Wir erweitern unsere Wertschöpfungstiefe. Und ja, wir werden weiterhin Projekte machen. Das ist ganz wichtig. Kürzlich erst haben wir zwei große Projekte mit mehreren Jahren Laufzeit abgeschlossen. Und natürlich werden wir unseren Projektkunden empfehlen, ihre Installation in die bestehenden Netze zu integrieren. DS-Projekte sind für die Cittadino jetzt und in Zukunft wichtig.

Ansprechpartner

Diana-Maria Brose
+49 (211) 90295-60

Datei-Anlagen:


(74 kB)
0571205.attachment

Cittadino Logo


(150 kB)
0622695.attachment

Interview Franz Josef Medam